Warum das Fühlen das neue Sehen ist. Über die Notwendigkeit der Umkehr der Werte.
- Franziska Rabe
- 7. Okt. 2015
- 3 Min. Lesezeit

Manchmal öffne ich die Augen und was ich sehe ist ein großes Rauschen.
Ich sehe wie die Meldungen über angeschwemmte tote Flüchtlingskinder gleich neben den News der Stars und Sternchen seinen kurzen Schreckensplatz einräumt. Die Einen diskutieren das assoziale Verhalten der Flüchtlinge, die Anderen jenes der assozialen Deutschen. Das alles während die Politik wie gewohnt mehr an der Findung eines Schuldigen interessiert ist, als an der Lösung des Problems. Verschwörungstheorien der Vergangenheit sind heute viel zu oft gelebte Realität und alternative Medien schüren nicht selten ebenso viel Angst und Hass, wie die Medien, die sie kritisieren. Die Apokalypse wird alle Nase lang vorausgesagt, ebenso wie die Errettung durch unsere galaktische Brüderschaft. Die Einen horten Lebensmittel im Keller, um auf den Ausbruch des 3. Weltkrieges vorbereitet zu sein, wieder Andere interessiert das alles hier sowieso schon lange nicht mehr. Und dann sind da neben den ganzen nieder- und hochintellektuellen Diskussionen noch Menschen die fühlen.
Manchmal schließe ich die Augen vor dem wilden Rauschen, dass ich nicht verstehe und was bleibt ist das Fühlen. Wir alle sind miteinander verbunden. Wir alle sitzen hier in einem Boot und nichts das wir tun bleibt ohne Einfluss auf den Anderen. Manchmal fühle ich mich einsam in diesem Fühlen und doch weiß ich, dass es viele gibt. Ich sehe und erlebe, wie die Menschen die mehr fühlen als verstehen, ihre Mühe haben sich in dem aufgewühlten Meer dieser Zeiten, über Wasser zu halten. Die Wellen der Wut, des Hasses und der Abgrenzung schlagen hoch hinaus über unsere Köpfe. Der Schmerz über die Lieblosigkeiten an Mensch, Tier und Natur sitzt wie ein Dorn ganz tief in den Herzen.
Und doch bin ich so dankbar, denn ich fühle eine Veränderung.
Ich fühle, dass das Fühlen das neue Sehen ist.
Wer fühlt, der ist verletzlich. Sicher ist diese Tatsache einer der Gründe, warum die Sensiblen unter uns zu lange von der Gesellschaft belächelt und unterschätzt wurden. Denn wer verletzlich ist der gilt als schwach und emotional instabil. Sicher sind die Hochsensiblen nicht die Menschen, die lauthals eine neue Revolution herbeischreien. Nein im Gegenteil, es sind die Menschen, die seit ihrer Kindheit versucht haben es allen Recht zu machen. Die jede Schuld lieber auf sich genommen haben, als sie zu Unrecht einem Anderen anzulasten. Es sind die Menschen, die ihre Flucht in ihren Träumen von einer besseren Welt fanden und zu oft versuchten in ihrer Andersartigkeit nicht aufzufallen. Die jene Trauer und die Wut über die Zustände der Erde gegen sich selbst richteten, anstatt mutig neue Wege zu gehen.
Doch wer verletzlich ist, der wird vorsichtiger und demütiger. Gerade über die vielen schmerzlichen Erfahrungen der eigenen Andersartigkeit und das intensive fühlen über die eigenen Grenzen hinaus, findet sich ein neues Selbstbewusstsein unter den Hochsensiblen. Seien die Fühler unserer Zeit auch noch so belächelt, ich kann die Kraft der Umkehrung der Werte bereits spüren. Die neuen Führer werden die sein, die fühlen, nicht mehr die, die nur sehen.
Wer fühlt, der fühlt alles.
Der fühlt nicht mehr nur sich selbst, sondern sein Gegenüber. Platte Schuldzuweisungen und strategische Züge zur Erniedrigung des Gegenübers sind keine Option für den der fühlt, denn er erkennt, dass er damit nur sich selbst schadet. Wer fühlt, der fühlt den Schmerz der Anderen wie seinen eigenen Schmerz. Wer fühlt, der wird Rechnung tragen für Alle und nicht nur für Priviligierte. Er lebt die Verbindung und nicht mehr die Trennung. Ihm geht es nicht um Macht, sondern darum die eigene Kreativität zum Wohle neuer Lösungswege zu leben. Lösungen, die für Alle gelten.
Wer nur sieht, der ist zu schnell verblendet von dem Schein einer getrennten materiellen Welt. Einer Welt in der vorgegeben wird, dass es zu wenig für uns alle gäbe. In der Lüge schnell zur Moral wird und die Angst zur Wahrheit. Wer fühlt, wird sich nicht täuschen lassen von dem Sichtbaren, denn er kennt die unsichtbaren Wahrheiten und wird für sie einstehen.
Darum will ich denen die wahrlich fühlen unter Euch jetzt Mut machen. Lasste Euch nicht verunsichern, auch wenn es gerade sehr schwer sein kann. Fühlt, seid verletzlich und stolz auf Euch. Ihr seid nicht allein, ihr seid ein Teil der Lösung des Problems auf dieser Erde. Ihr seid gekommen, um den Dämonen der Überheblichkeit, der Kälte und der Trennung mit Eurer Liebe und Eurem unendlichem Mitgefühl die Stirn zu bieten. Lasst die Angst los, Euch in dieser einzigartigen Fähigkeit des Fühlens zu zeigen. Ihr seid nicht falsch, ihr seid goldrichtig. Folgt Euren Gefühlen, habt keine Angst vor dem Schmerz, sondern lebt ihn mit Selbstbewusstsein und Zuversicht. Erinnert Euch an Eure Aufgabe und lasst alles fallen, was dieser nicht dient. Danke, dass es Euch gibt.
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